Die Gründerjahre
Gründerzeiten sind schwer! Sie sind voller Sorgen, angefüllt mit Arbeit, vergällt durch Enttäuschungen und Rückschläge.
Aber sie stecken auch voller erstrebenswerter Ziele und Hoffnungen, sie werden geprägt von der Begeisterung und dem Enthusiasmus der ersten Stunden.
So auch bei uns!

Fliegenpilze
Ende der 60er Jahre schossen allerorts Tennisvereine aus dem Boden. Ihre Rotgrandplätze setzten Farbtupfer in die Landschaft wie Fliegenpilze in die Wiesen. Ringsum, in Münchingen und Möglingen, existierten schon Tennisvereine, in Markgröningen sogar deren zwei. Doch Schwieberdingen war Brachland. Aber es rumorte.
Immer mehr Anfragen gingen beim Rathaus ein. So fragte auch 1970 der Chronist an, ob an die Gründung eines Tennisclubs zu denken sei. Bürgermeister Butzer hatte ein offenes Ohr und berief einige Interessierte aufs Rathaus, um Anregungen und Ideen aufzunehmen. Auch Hermann Hanle hatte einen guten Draht zum Rathaus und als Gemeinderat schon früher einige Vorstöße in Sachen Tennis gewagt. Allein es fehlte an der Unterstützung Gleichgesinnter. Diese fanden sich 1971 zusammen, und Hermann Hanle rief zur Gründerversammlung ins Nebenstüble vom Gasthof Glemseck ein.

 

Die Stunde Null
36 am Tennis Interessierte, oder solche, die aus taktischen Gründen zu solchen erklärt wurden, fanden sich am 24. Oktober 1971 ein. Hermann Hanle wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt und scharte einen gigantischen Vorstand um sich. Fast jeder bekam ein Amt, ob er wollte oder nicht. (Rückblickend war dies der eigentliche Grund für einige Spannungen zwischen aktiven Spielern und „passiven“ Vorständen, die sich in den ersten Clublebensjahren einstellten.) Alle sollten mit dem jungen TCS verschweißt werden.
Nun waren wir e. V. und konnten das Ziel anpacken: Tennisplätze.

Wanderjahre
Hermann Hanle spannte seine Fäden und alsbald wurde dem Club ein Gelände im Anschluss an die Sportplätze neben der B 10 ”nahegelegt”. Naheliegend, weil die Mitbenutzung des nahen Sportheims in Aussicht gestellt werden konnte. Aber jetzt geschah etwas, das all denen, die irgendein Ressentiment gegen Tennis hegten und einen Tennisclub für elitär hielten, recht zu geben schien: Der TCS lehnte das Gelände als ungeeignet ab! Verkehrslärm, Abgase und Wind wurden bemüht, selbst die zweihundert Meter zum Sportheim waren den TCS’lern zu lang. Na sowas!
Mit Hartnäckigkeit auf verschlungenen Pfaden wurde 1972 weitergebohrt. Neue Standort-Alternativen wurden langsam geboren und schnell begraben: Pfarrwüste und Münchinger Tal.
Da kramte Hermann Hanle einen alten Flächennutzungsplan hervor, welcher dereinst sogar Tennisplätze direkt hinter der Festhalle vorsah. Sogar aus der Klinik schrieb er Briefe an Gemeinderat und ans Rathaus, um das Projekt zu forcieren. Doch BM Butzer blickte weit in die Zukunft. Er sah schon damals dort Wichtigeres stehen: Sporthalle und Hallenbad.
Da trug Sportwart Manfred Nonnenmann seinen Vorschlag auf’s Rathaus. Frauenwiesen, rechts der Glems, zwischen Bahndamm und Stumpenmühle. Das Projekt hatte Pfiff. Ideal in Nord-Süd ausgerichtet, fand es Gefallen. Pläne wurden entworfen und diskutiert.

 

Weiße Hösle
Bald standen Bürgermeister und Gemeinderat mit der kleinen TCS-Kerntruppe auf den Wiesen und Äckern. Sie inspizierten genauestens das Gelände. Das war ihr Glück – denn plötzlich sahen sie sich dem Ungestüm eines mit einer Mistgabel bewaffneten, zur Attacke ansetzenden Anrainers gegenüber. Nur den beschwichtigenden Worten unseres unvergessenen Schultes war es zu verdanken, dass sie ungestochen davonkamen. Damals ist das missgünstige Wort gefallen: „Die en ihre weiße Hösle solle woanderscht romsprenge oder was Gscheits schaffe uff meim Acker!”
BM und Gemeinderat zeigten sich indes unbeeindruckt. Am 4. August 1972 meldet das Gemeinde-Mitteilungsblatt: ”Für den Ausbau von Tennisplätzen durch den neugebildeten Tennisclub hat die Gemeinde im Gewann Frauenwiesen unmittelbar südlich der Bahn ein etwa 80 ar großes Grundstück zur Verfügung gestellt, das erforderlichenfalls noch etwas erweitert werden kann. Von der Gemeinde aus könnte somit der Ausbau von 4-6 Tennisplätzen in diesem Gebiet rasch durchgeführt werden.“
Na endlich! Das Grundstück war da, wir konnten anfangen. Doch Denkste – Papier ist geduldig, nichts stimmte, nichts ging. Monatelang Verhandlungen und das nimmermüde Frl. Schüttler, spätere Frau Thumm, schrieb sich schier die Finger krumm!
Dann, Dezember ‘72: ”Der Gemeinderat stimmte den abgeänderten Plänen des Tennisclubs zur Errichtung von 6 Tennisplätzen zu.” (Mitteilungsblatt vom 13.12.1972). Ein schönes Weihnachtsgeschenk für den TCS. Der Vorstand spuckte in die Hände, griff zum Spaten – und wurde zurückgepfiffen. Das Grundstück gehörte uns immer noch nicht, nicht einmal der Gemeinde!

 

Partisanen auf Wanderschaft
”So geht’s nicht weiter”, sinnierte Sportwart Nonnenmann im Vorstand. ”Wir müssen der Öffentlichkeit zeigen, daß der Verein lebt. Wir müssen uns sportlich betätigen und durch Spielberichte im Blättle auf uns und unsere Probleme aufmerksam machen.”
Und so geschah’s.
Zur Spielsaison ‘73 wurden an den Württembergischen Tennisbund zwei Mannschaften gemeldet. Doch so viele aktive Spieler hatten wir gar nicht! Somit begann die Suche nach Spielern und eine Reihe heute noch aktiver Mitglieder wurde damals angeworben. Das ging meist durch Mundpropaganda oder Entlarvung: „Du, in der xx Straße habe ich auf der Wäscheleine Tennissocken hängen gesehen. Da müssen wir hin!“
Gleichzeitig wurden die anderen Vereine auf unsere trost- und platzlose Situation hingewiesen. Mit dem Argument, ’wir geben unseren Heimvorteil auf und möchten bei Ihnen das Turnier spielen’ lockten wir bei den Herren Vatergefühle, bei den Damen Muttertriebe hervor, nun ja – jedenfalls Mitleid. Die spontane Hilfsbereitschaft dieser Vereine wurde jeweils durch ein Fass ”Schwieberdinger Lammbräu” von uns honoriert.
Dennoch: Meist blieben auch die Punkte im fremden Lager – natürlich eine Folge der mangelnden Spielgelegenheit und Erfahrung unserer Leute. Böse Zungen sagten auch, dass die Spieler der zumeist in Weindörfern gelegenen Gegnerclubs durch das ständige Trinken schweren Weines so abgehärtet waren, dass sie ob unseres Bieres nur ein müdes Lächeln, aber keinerlei Anzeichen erschlaffender Kraft zeigten.

Pressewart Ulrich Blankenhorn, später bei den internationalen Filderstadt-Turnieren als Turnierleiter engagiert, ließ natürlich keine Gelegenheit aus, um mit humorvollen, die eigene Leistung geringfügig heraus-, die des Gegners um das gleiche Maß geringfügig herabstreichenden, den erneuten Punktverlust bagatellisierenden Spielberichten auf die fehlenden eigenen Plätze hinzuweisen. Er schrieb sich unser aller Kummer in allen Gazetten des Landes vom Herzen. So ging´s die ganze Saison lang.

Weiter geht es mit der Chronik Teil 2